Die Pfarre Pradl zu „Unserer Lieben Frau Mariä Empfängnis“ im Innsbrucker Stadtteil Pradl ist eine der 20 inkorporierten Pfarren des Stiftes Wilten und wird von den Prämonstratenser Chorherren des Stiftes betreut. Um 1180 scheint der Name „Predele“ in Urkunden erstmals auf. Die wenigen Häuser des Weilers gehörten zum Dorf Amras. 1665 wurden 27 Bauernhäuser gezählt. Im 19. Jahrhundert wurde zunehmend gebaut, und es entstanden gewerbliche Betriebe, während die Bauernschaften schrittweise weniger wurden. Die Verstädterung, zunächst durch die natürliche Grenze der Sill im Westen und Norden aufgehalten, ging jetzt rasch vor sich.
Die Entstehung einer eigenen Kirche verdankt Pradl einem Mariahilfbild. Es ist eine Kopie des Gnadenbildes von Lukas Cranach im Dom zu Innsbruck und war im Privatbesitz einer Frau Katharina Pizan, heute Pradler Straße 9. Das Marienbild wurde schließlich in einer kleinen Kapelle zur öffentlichen Verehrung aufgestellt. 1677 wurde von Abt Dominikus Löhr der Grundstein für eine Kirche gelegt. Schon am 8. Dezember desselben Jahres wurde das Bild in die neuerrichtete Gnadenstätte übertragen.
1703 wurde Pradl von Amras getrennt, es wurde eine selbständige Seelsorgstation, es wurden eigene Pfarrbücher geführt, und es durfte ein eigener Friedhof angelegt werden. Die Kirche wurde mehrmals umgebaut. Sie hatte sich als zu klein erwiesen. 1887 gründeten der damalige Seelsorger Anton Dosser und der Gutsbesitzer Johann Wieser den Pradler Kirchenbauverein.
Die ständig wachsende Bevölkerung machte einen Neubau unumgänglich. Inzwischen war Pradl 1904 der Stadt Innsbruck eingemeindet worden. 1905 wurde unter Pfarrer Johann Vinatzer mit dem Kirchenbau begonnen.
Den Grund stellte das Stift Wilten zur Verfügung. Als größte Spenderin darf die Bäuerin Anna Haidacher angesehen werden, die dem Kirchenbauverein in mehreren Raten 50.000 Kronen übergab. Architekt der im frühromanischen Stil erbauten Kirche war Prof. Josef Schmitz aus Nürnberg, die Baufirma Mayr wurde mit der Ausführung betraut.
1908 konnte die Kirche von Abt Adrian Zacher gesegnet (benediziert) werden. Die Kirchweihe fand aber erst am 2. Juli 1939 durch Bischof Paul Rusch statt. Dabei wurde das alte Patrozinium „Mariä Empfängnis“ übernommen.
Die Gestaltung des Innenraumes hatte sich wegen Geldnot und Ausbruchs des 2. Weltkrieges verzögert. Erst der langjährige Pradler Pfarrer Alfons Kröss konnte in Hans Buchgschwenter einen geeigneten Künstler finden, der vieles für die einheitliche Innenausstattung entwarf und ausführte, so dass die Kirche geweiht (konsekriert) werden konnte.
Die Kirche birgt auch ein einzigartiges altes Kunstwerk, eine geschnitzte gotische Pietá (1430 bis 1440). Aus neuester Zeit stammen die Kirchenkrippe mit Tonfiguren von Prof. Emerich Kerle und das Kunstwerk „Rot-Schwarz“ von R. Wölzl, das jedes Jahr zur Fastenzeit aufgestellt wird. 1950 wurde die erste Pfarrteilung angeordnet, das Gebiet hatte zu viele Bewohner. Man legte den Grundstein für die Kirche zu den Heiligen Schutzengeln, und es entstand die Pfarre Neu-Pradl. 1959 wurde der Grundstein der St. Paulus-Gedächtniskirche in der Reichenau gelegt. 1968 wurde das Pfarrvikariat St. Norbert als dritte Tochterpfarre im Süden Pradls errichtet. Durch die Teilung von St. Paulus bekam Pradl das Enkelkind St. Pirmin. Wie jede Pfarre, muss auch Pradl die drei wichtigsten Aufgaben einer christlichen Gemeinschaft wahrnehmen, die Feier der Liturgie, die Verkündigung des Glaubens und den karitativen Dienst. Obwohl es sich um eine große, unübersehbare Stadtpfarre handelt, ist doch das Pfarrbewusstsein hoch, und viele Menschen sind bereit, bei verschiedenen Aktivitäten mitzuhelfen.
So bemüht sich die Pfarrgemeinde um eine gute Gestaltung der Gottesdienste, was einen guten Besuch der Sonntagsmessen zur Folge hat. Eine lange Tradition hat die Pflege der Kirchenmusik durch den pfarreigenen Kirchenchor, der an den höheren Festen bei Hochämtern singt. Dabei wird von vielen Gläubigen auch die große und disziplinierte Ministrantenschar bewundert, die seit Jahrzehnten gut betreut wird.
Die Verkündigung der frohen Botschaft wird in vielen Formen versucht. Außerhalb von Kirchenraum und Gottesdienst geschieht Verkündigung bei den verschiedenen pfarrlichen Festen und Veranstaltungen im Jugendheim in der Reichenauer Straße. Dieses Haus gehört dem Verein „Jugendheim Pradl“, der seit seiner Gründung durch den Jesuitenpater Alois Mathiowitz 1899 mit der Pfarre verbunden ist und dieses Haus der Pfarre zur Verfügung stellt. Dort wird bereits den Kleinsten im Pfarrkindergarten von Gott erzählt. Dort treffen sich auch die Jugendlichen.
Im Pfarrgebiet befinden sich zwei Volksschulen und zwei Hauptschulen. Der Religionsunterricht wird zum großen Teil von Laienkatecheten gehalten. Auch Menschen, die nur mehr lose mit der Kirche verbunden sind, sollen angesprochen werden. Dazu dient vor allem das Pfarrblatt „Kontakte“, das seit über 30 Jahren an alle Haushalte verteilt wird. Auf karitativem Gebiet ist die große Spendenfreudigkeit der Bevölkerung für die Weltmission und für jede Not im In- und Ausland hervorzuheben. Aber auch innerhalb der Pfarre bemüht sich die Vinzenzgemeinschaft um Betreuung und finanzielle Hilfe für alle, die eine solche brauchen. In der Pfarrstube wird ein wöchentliches Programm für die Senioren geboten. Am "Tivoliareal" hat die Stadt Innsbruck ein ISD-Wohnheim auf Pradler Pfarrgebiet errichtet.
Nur wenn möglichst viele mithelfen, können die Aufgaben einer großen Pfarrei bewältigt werden. Bei diesen Helfern soll neben dem Pfarrgemeinderat, dem Pfarrkirchenrat, der Pfarrsekretärin, vielen Teams und einzelnen Helfern die Frauenkongregation Pradl, gegründet 1927, nicht unerwähnt bleiben. Mit ihren ca. 100 Mitgliedern übernimmt sie viele Dienste zum Wohl der Pfarre.
Im neu geordneten Pfarrarchiv, das in der oberen Sakristei untergebracht ist, findet der Interessierte viele Unterlagen zur Geschichte Pradls und der Pfarrkirche.